Konrad Raum

Konrad Raum: Alblandschaft (Detail) · Zeichnung · 1981

Konrad Raum · Bilder und Aquarelle
03.08. – 07.09.2008
Städtische Galerie im Kornhaus Kirchheim unter Teck, 1. OG

Konrad Raum · Choreografie der Landschaft
12.11.2017 – 07.01.2018
Städtische Galerie im Kornhaus Kirchheim unter Teck, 1. OG

Der 2008 in Kirchheim unter Teck verstorbene Künstler Konrad Raum hat mit seinen in der Region allgegenwärtigen Landschaftszeichnungen und Aquarellen das Bild von Kirchheim jahrzehntelang geprägt. Noch in seinem Todesjahr gab eine mit ihm selbst anlässlich seines 90. Geburtstags zusammengestellte Ausstellung einen breiten Einblick in sein Wirken als Landschaftszeichner. Die Jubiläumsausstellung „100 Jahre Konrad Raum“ im Jahr 2018 ermöglichte mit rund 130 Arbeiten zum ersten Mal den retrospektiven Blick auf das Gesamtwerk – von frühen Studienblättern über naturalistische Landschaftsbilder der 1940er-Jahre und die Stadtporträts der Wiederaufbauzeit bis zu den frei schwingenden Linienchoreographien des ausgereiften Spätwerks.

Sie dokumentierte das Ringen eines von romantischer Leidenschaft für die Landschaft getriebenen Künstlers mit den Umbrüchen seines Jahrhunderts und mit der Herausforderung, sich und seiner Familie als Zeichner die Existenz in schwierigen wechselhaften Zeiten zu sichern.

Konrad Raum (1917–2008) wurde in Bayreuth geboren und studierte an der Stuttgarter Kunstakademie bei den Professoren Peter Jakob Schober und Hermann Mayrhofer-Passau. Früh entwickelte er eine Leidenschaft für die Landschaftszeichnung und bildet einen von geschwungenen Linien geprägten lyrisch-expressiven Stil aus.

Vom Nationalsozialismus lässt er sich als Hitlerjugendführer vereinnahmen und dient ab 1938 in der Wehrmacht. Seine unpolitisch-romantische Kunst als Landschaftszeichner praktiziert er auch während des Wehrdiensts als Besatzungssoldat in Frankreich und entwickelt eine tiefe Verbundenheit mit französischer Lebensweise und der dortigen Landschaft. 1943 wird er für seine Zeichnungen mit dem Dürer-Preis der Stadt Nürnberg ausgezeichnet.

In der Nachkriegszeit, deren Kunstinteresse sich von gegenständlichen Positionen abwandte und in der die Landschaftszeichnung fast nur als Vedute, d. h. als möglichst naturgetreues Landschaftsporträt zu verkaufen war, entwickelt Raum sich mit seiner Dokumentation der Städte im wirtschaftlichen Aufschwung zu einem „Merian“ (Barbara Lipps-Kant) des Wiederaufbaus.

Für den Lebensunterhalt fertigt er allerdings auch dekorative Ansichten von Orten und Sehenswürdigkeiten, oftmals als Lithographien, die anschließend farbig aquarelliert werden. Die künstlerische Qualität dieser gefälligen Veduten
weicht stark von den autonom-künstlerisch gefertigten Blättern ab, wodurch die Rezeption seiner Kunst als Ganzes beeinträchtigt wurde.

Konrad Raum hat vermutlich auch deshalb unzählige dieser Veduten vor seinem Tod selbst vernichtet, um den Blick auf das zu schärfen, was ihm wichtig war: seine persönliche expressive Choreographie der Landschaft.

Zum Vergrößern der Ansicht klicken Sie bitte auf die Vorschaubilder.